Einleitung

Blühender Wegrain

Wie viele Kilometer es von ihnen gibt? Wer weiß das schon. Feld- und Wegraine sind ein so offensichtlicher Bestandteil der Kulturlandschaft, dass man ihnen nicht immer die Beachtung schenkt, die sie verdienen. Aber das ändert sich. Wegränder rücken immer mehr in den Fokus von Naturfreunden, Imkern, Kommunalpolitikern, Landwirten, Jägern und anderen Gruppen. Das Interesse an Wegrainen hat weniger damit zu tun, dass sie mehr, besser oder schöner geworden sind. Ganz im Gegenteil. Beim Umgang mit ihnen liegt einiges im Argen. Nach Untersuchungen des Fachbereiches Monitoring, Effizienkontrolle in Naturschutz und Landschaftspflege des LANUV haben Feld- und Wegränder in der Agrarlandschaft in Nordrhein-Westfalen von 2006 bis 2021 um ca. 20 % zurückgegangen ist (Rühl, J. et al 2023). In einer Landschaft, die einem immer höheren wirtschaftlichen Druck ausgesetzt ist, bieten Wegraine - ökonomisch betrachtet - keinen Nutzen. Aber gerade deshalb sind sie Inseln der Vielfalt: Heimat von Bienen, Schmetterlingen, Rebhühnern und anderen Vertretern einer reichhaltigen Pflanzen- und Tierwelt. Womit wir beim Thema sind: biologische Vielfalt oder Biodiversität. Sie ist weltweit auf dem Rückzug. Eine Renaissance blühender Wegraine allein kann dies nicht verhindern. Aber sie sind ein Beitrag dazu, Pflanzen und Tieren der Heimat ein Refugium zu bieten und damit dem Menschen Naturerlebnisse quasi vor der Haustür zu schenken.

All das ist jedoch nur möglich, wenn Wegraine zukünftig nicht nur erhalten bleiben, sondern auch so entwickelt und gepflegt werden, dass sie möglichst vielen landschaftstypischen Arten Lebensraum bieten. Das Fachinformationssystem und die parallel entwickelte Broschüre „Blühende Vielfalt am Wegesrand - Praxis-Leitfaden für artenreiche Weg- und Feldraine“ zeigen Möglichkeiten zur Förderung der biologischen Vielfalt in Wegrainen auf. Es dient als Arbeits- und Argumentationshilfe für alle, die sich mit Feld- und Wegrainen beschäftigen und sich für sie einsetzen. Es setzt damit eine Idee um, die bei der von der Natur- und Umweltschutzakademie NRW und dem LANUV veranstalteten Fachtagung "Wege in der Landschaft – Feld- und Wegraine erhalten und wiederbeleben" im August 2014 entstand und im dort formulierten "Lengericher Wegrain-Appell" enthalten ist.