Wenn in der Umgebung noch artenreiche Wegraine oder Wiesen (Spenderflächen) vorhanden sind , sind die Mahdgutübertragung, das Ausbürsten von Samen (ebeetle, seedprofi etc.) und das Wiesendruschverfahren erste Wahl. Dies gilt besonders für die Anlage von Säumen in Naturschutzgebieten und anderen sensiblen Bereichen. Weil in beiden Fällen die Samen aus der Umgebung stammen, ist sichergestellt, dass bestens an den Standort angepasstes Saatgut zur Aussaat kommt. Bei der Mahdgutübertragung wird der Bestand einer Spenderfläche mit vergleichbaren Bodenverhältnissen abgeerntet und als Mulch auf die Empfängerfläche ausgebracht, mit dem ebeetle, dem seedprofi und ähnlichen Geräten wird der Samen ausgebürstet. Auch beim Wiesendruschverfahren werden die Samen aus dem Mähgut gewonnen und auf die neu zu begrünende Fläche ausgesät. Werden die Spenderflächen nur einmal beerntet, sollten möglichst viele zuvor definierte Zielarten im Stadium der Samenreife sein. Eine zeitlich versetzte Staffelmahd nutzt das gesamte Artenspektrum der Spenderfläche.
Lange Zeit wurden für Begrünungsmaßnahmen in der freien Landschaft Saatgutmischungen mit selektierten Kulturformen und gebietsfremden Unterarten heimischer Wildpflanzen verwendet, die oft im Ausland vermehrt wurden. Dies birgt die Gefahr, dass heimische Sippen verdrängt werden.
Die Verwendung einer solchen Saatgutmischung auf Wegrainen widerspricht dem § 40 Bundesnaturschutzgesetz.
Um die genetische Vielfalt der heimischen Flora zu schützen, soll nach §40 Bundesnaturschutzgesetz in der freien Natur Saatgut nur innerhalb seiner Vorkommensgebiete ausgebracht werden. Seit dem 1. März 2020 ist eine Genehmigung erforderlich, wenn in der freien Landschaft nicht gebietseigenes Saatgut ausgebracht wird. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn eine Gefährdung von Ökosystemen, Biotopen oder Arten nicht auszuschließen ist. Ausnahmen bestehen nur für bestimmte Anwendungen wie dem Anbau von Pflanzen in der Land- und Forstwirtschaft. Für die Anlage von Wegrainen muss also, falls Mahdgutübertragung nicht möglich ist, zumindest Regiosaatgut verwendet werden.
Regio-Saatgut steht derzeit noch in begrenzter Menge zur Verfügung, das Angebot steigt aber stetig. Wichtig ist, dass zertifiziertes Regio-Saatgut (RegioZert oder VWW-Regiosaaten) verwendet wird, für das es genau definierte Anbauvorschriften gibt. Die Anbieter halten Mischungen für unterschiedliche Standorte vor. Seltene Arten sollten nicht ausgesät werden, ein spezieller Artenfilter zeigt, welche Arten für welche Regionen geeignet sind. Die Mischungen sollten mindesten 50 Gewichtsprozent Kräuter enthalten, besser, aber auch teurer, ist ein höherer Anteil.
Ohne Gegenwehr macht die vorherige Pflanzendecke nicht Platz für eine Neueinsaat. Der Boden muss daher vor einer Neuanlage oder Aufwertung gründlich bearbeitet werden. Gerade bei einer vorherigen Ackernutzung ist es wichtig, die in der Samenbank lauernden Ackerunkräuter zu schwächen, z. B. durch Schwarzbrache oder einen vorherigen Getreideanbau ohne Einsatz von Dünger und Herbiziden. Wer nährstoffarme Verhältnisse schafft, verbessert die Chance, dass Kräuter sich gegen die Konkurrenz der Gräser behaupten. Ein Abschieben des Oberbodens ist im Allgemeinen aber nicht notwendig und mit hohen Kosten verbunden.
Am Ende steht ein feinkrümeliges Saatbett, in das im Spätsommer (Ende August/Anfang September) oder Frühjahr (Anfang März/Mitte April) eingesät werden kann. Saatgut nicht einarbeiten und unbedingt anwalzen.
Die Pflege entscheidet maßgeblich über den Erfolg der Ansaat. Im Boden befinden sich oft Samen unerwünschter Arten, die es mit der Keimung oft eiliger haben, als die ausgebrachten Wildblumen. Um diese Konkurrenz in Schach zu halten, ist ca. 8 – 10 Wochen nach der Aussaat oft ein erster Schröpfschnitt notwendig, der im Folgejahr erneut fällig sein kann. Landwirtschaftliche Problemkräuter wie die Ackerkratzdistel aber auch das Jakobskreuzkraut sind unbedingt vor der Samenreife abzumähen! Die weitere Pflege ist vom Standort und der Entwicklung der Pflanzen abhängig.
Bei geeigneter Pflege und geringen negativen Einwirkungen von angrenzenden Flächen entwickeln sich artenreiche, dem Standort entsprechende Wegraine, die über viele Jahre weitgehend stabil sein können.