In vielen intensiv genutzten Landschaften ist das Netz der Wegraine inzwischen sehr stark ausgedünnt. Außerdem ist das Arteninventar der Wegränder und Wiesen mittlerweile so stark verarmt, dass es mangels verfügbarer Samen kaum möglich erscheint, auch bei verbesserter Pflege wieder eine artenreiche Wegrainflora zu etablieren. Selbst ein Abschieben des Oberbodens reicht dann als Initialmaßnahme meist nicht aus, da die Samen der typischen Wegrainpflanzen meist weder im Boden noch in der unmittelbaren Umgebung vorhanden sind. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, dass der Mensch der Natur ein wenig auf die Sprünge hilft, verloren gegangene Standorte wiederherstellt und gewünschte Arten aktiv einbringt. Mittlerweile gibt es immer mehr Projekte und Initiativen mit dem Ziel, Säume wiederherzustellen, aufzuwerten oder neu anzulegen, um dem Artenrückgang in der Feldflur entgegenzuwirken.
Die Standorte sollten gut besonnt, bei angrenzenden Hecken und Waldrändern also süd- oder westexponiert sein. Die Mindestbreite sollte 1,5 m betragen, um einen sinnvollen Maschineneinsatz bei der Anlage und Pflege zu ermöglichen. Die Anlage breiterer Wegränder von 3 m oder möglichst 6 m verringert Beeinträchtigungen von der angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzfläche durch Düngerdrift und Pflanzenschutzmittel aber insbesondere in siedlungsnahen Bereichen auch die Belastung durch Hundekot. Außerdem verringern breite Wegränder den Prädatorendruck auf z. B. Rebhühner.
Werden Raine an Straßen neu angelegt bzw. optimiert, sollte die Frequentierung durch Kraftfahrzeugverkehr immer mitbedacht werden. Die Attraktionswirkung für Wildtiere wie Rehe, Feldhasen aber auch Vögel durch krautreiche Begleitflora darf nicht zu einer ökologischen Falle für das Wild werden und der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer (Wildunfälle) entgegenstehen. Ein Intensivbereich, dessen Breite aus wildbiologischer Sicht 2 m betragen sollte, ermöglicht ein frühzeitiges Erkennen der Wildtiere. In diesem Bereich empfiehlt sich die Verwendung einer Saatmischung mit Arten, die für das Wild als Nahrung wenig attraktiv sind.
In einer Situation, in der den Wildtieren außer dem Straßenrand im weiteren Umfeld der Straße keine attraktive Äsung zur Verfügung steht, ist besondere Vorsicht geboten und ggfs. sollte gleichzeitig an benachbarten Feldwegen und Ackerrandstreifen für krautreiche und blühende Wegraine Sorge getragen werden.
Eine Neuanlage oder Aufwertung von Wegrainen bringt für Tiere und Pflanzen noch mehr, wenn der Landwirt auf dem angrenzenden Acker ebenfalls etwas für die Artenvielfalt tut. Das kann im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen (Blühstreifen), Vertragsnaturschutz (Ackerrandstreifen) oder Greening geschehen. Eine Doppelförderung ist dabei aber auszuschließen.