Wie immer in der Natur gilt auch bei Rainen: Keiner ist wie der andere. Die wichtigsten Faktoren für den Charakter der unterschiedlichen Säume sind Breite, Bodenbeschaffenheit, angrenzende Nutzung und die Pflege. Die allermeisten Säume lassen sich einem der folgenden Typen zuordnen. Hinweis: Die Begriffe Weg(Feld-)rand, Weg(Feld-)rain und Wegsaum werden hier synonym verwendet und bezeichnen die überwiegend krautige Vegetation der linearen Streifen entlang von Wegen und Straßen sowie am Rand oder innerhalb von landwirtschaftlichen Nutzflächen.
Heidenelke, Besenheide, Bergsandknöpfchen, Wiesen-Salbei, Sonnenröschen – solche Arten machen aus einem Wegrain ein kleines Juwel für den Artenschutz. Magersäume wachsen auf nährstoffarmen Sand- und steinigen Kalkböden, oft in Kontakt zu Grünland. Die Pflanzen bleiben eher niedrig, wachsen teilweise lückig und gerne an gut besonnten, südexponierten Rainen - eine Vorliebe, die sie mit Wildbienen, Heuschrecken, Reptilien und anderen Tiergruppen teilen und Magersäume auch aus faunistischer Sicht besonders wertvoll machen. Nur noch verschwindend wenige Säume entsprechen diesem Typ.
Entwicklungsziel: Erhalt blütenreicher Strukturen, Vermeidung von Verbuschung.
Nicht mehr ganz mager, aber auch nicht richtig fett: Säume auf „mittleren“ Standorten“ waren früher weit verbreitet. Neben Gräsern wie Glatthafer und Wiesen-Schwingel sorgen Wiesen-Margerite, Witwenblume, Wiesen-Bocksbart und viele andere Kräuter dafür, dass pollen- und nektarsuchende Insekten einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Nährstoffeinträge und die heute übliche Mulchmahd haben das Kräfteverhältnis zugunsten der Gräser verschoben und damit den folgenden Saumtyp gefördert.
Entwicklungsziel: Erhalt und Förderung blütenreicher Strukturen
Fünf, sechs verschiedene Grasarten, dazu vielleicht etwas Wiesenkerbel und Bärenklau – fertig ist die Grundmischung für den häufigsten Wegrandtyp. Das Ergebnis sind Bestände, die zwar grün sind, denen es aber an Farbtupfern mangelt. Mehr als die Hälfte der Wegränder in Nordrhein-Westfalen sind diesem Typ zuzuordnen. Es dominieren hochwüchsige Gräser wie Wiesenfuchsschwanz, Glatthafer, Wiesenschwingel, Weiche Trespe und Knaulgras. Die meisten Grassäume wachsen auf ursprünglich mäßig nährstoffreichen Standorten und waren früher deutlich blütenreicher.
Entwicklungsziel: Mehr Blütenreichtum durch Aushagerung
Wenn Brennnessel, Klebkraut, Giersch und Disteln den Weg begleiten, ist klar: Hier gibt es Nährstoffe im Überfluss. Dies ist vor allem dort der Fall, wo der Boden von Natur aus fett und ausreichend mit Wasser versorgt ist. Auch Stickstoffeinträge aus benachbarten Äckern und aus der Luft fördern diesen Typ. Der Nimmersatt entwickelt sich häufig aus Grassäumen, wenn eine regelmäßige Mahd ausbleibt. Er wächst auch gerne in Kontakt zu Gräben und erträgt teilweise Beschattung. Rund 20 Prozent der Wegränder gehören diesem Typ an.
Entwicklungsziel: Mehr Blütenreichtum, Dominanzbestände von Stickstoffzeigern und Verbrachung durch aushagernde Pflege verhindern (siehe Kapitel 5 Wegrandpflege)
Sie wachsen oft in Kontakt zu Gräben und Bächen. Gilb- und Blutweiderich, Mädesüß, Wasserdost und Weidenröschen sorgen im Hoch- und Spätsommer für ein reiches Blütenangebot, das Schmetterlinge und viele andere Insekten anlockt. Die Bestände sind meist recht üppig entwickelt und tragen manchmal einen Schleier aus rankenden Arten wie Zaunwinde oder Vogelwicke. Gängige Pflegepraxis: Mulchmahd im Spätsommer
Entwicklungsziel: Förderung blütenreicher Strukturen, Vermeidung von Verbrachung
Sie sind ein Spezialfall, der vor allem im besiedelten Bereich auftritt. Japanischer Knöterich, Indisches Springkraut, Herkulesstaude und andere Pflanzen fremdländischer Herkunft bilden oft Dominanzbestände, zu denen kaum eine andere Pflanze Zutritt hat. Neophytensäume bedürfen meist eines besonderen, auf die jeweilige Art und den Standort angepassten Pflegemanagements und werden in diesem Leitfaden nicht näher behandelt.