Alles im grünen Bereich - Ökologische Wegrandkonzepte

Ein Wegrain steht nicht für sich alleine, sondern ist immer Bestandteil eines zusammenhängenden Netzes. Mit einer differenzierten Pflege lässt sich eine hohe Vielfalt an unterschiedlichen Wegrandsituationen und damit die Grundlage für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt schaffen. Angesichts des rapiden Artenrückgangs in der Agrarlandschaft wird eine naturschutzgerechte Pflege immer wichtiger, zumal dies auch das Bundesnaturschutzgesetz für öffentliche Flächen verlangt.

Mehr Aufwand, höhere Kosten: Mit diesen Argumenten wird eine naturschutzgerechte Pflege meist abgelehnt. Ein an ökologischen Kriterien orientiertes Pflegekonzept kann aber auch durchaus Einsparungspotenzial bei der Wegrandpflege bieten. Nicht jeder Wegrand muss zweimal im Jahr gemäht werden, manche sogar noch nicht einmal jährlich. Wird das Mähgut abgeräumt, kann das Wasser besser von befestigen Wegen ablaufen und die Bankette erhöhen sich weniger stark. Zudem hagern die Wegränder langfristig aus, was den Pflegeaufwand reduzieren kann. Beides spart Kosten bei der Wegeunterhaltung. Pauschale Lösungen wie die, einige Wegraine komplett aus der Pflege zu nehmen, sind allerdings nicht unbedingt zielführend, da die Artenvielfalt in ungepflegten Wegrändern in der Regel abnimmt.

Die Pflege ist für den ökologischen Wert von Säumen entscheidend. Angesichts des fortdauernden Verlustes an biologischer Vielfalt in der Agrarlandschaft sind Verbesserungen dringend geboten. Ein erster Schritt kann ein nach ökologischen Kriterien ausgerichtetes Pflegekonzept sein.

Evolution statt Revolution

Ein ökologisches Pflegekonzept muss nicht von Beginn an Maximalansprüchen genügen. Sind zum Beispiel die Maschinen, die ein Mähen und Abräumen ermöglichen, nicht vorhanden, können veränderte Mahdzeitpunkte bereits positive Entwicklungen einleiten. Es kann auch sinnvoll sein, ein Pflegekonzept zunächst nur für einen Teilbereich der Kommune zu erstellen und umzusetzen, um erste Erfahrungen zu sammeln.

Eine andere Möglichkeit ist es, besonders wertvolle Wegsäume zu identifizieren und zunächst hier eine an ökologischen Kriterien ausgerichtete Pflege zu etablieren.

Vor allem kleineren Kommunen steht oft kein ökologisch geschultes Fachpersonal zur Verfügung, um ein Pflegekonzept für die Wegeseitenränder zu erstellen. Hilfestellung können die Biologischen Stationen vor Ort oder auch Fachbüros leisten. Gerade bei der Kartierung kann auch ehrenamtliches Engagement aktiviert werden.

Das folgende Schema zeigt eine mögliche Vorgehensweise bei der Etablierung eines Konzepts zur ökologischen Wegrandpflege.

Vorbereitungsphase

  • Wer hat die Federführung bei der Erstellung des Pflegekonzepts? (z.B. Bauamt, Umweltamt, Grünflächenamt)
  • Wer muss oder kann eingebunden werden? (z.B. Untere Naturschutzbehörde, Landwirtschaftlicher Ortsverein, Naturschutzverbände, Jägerschaft, Imkerschaft, Biologische Stationen)
  • Besteht die Möglichkeit einer interkommunalen Zusammenarbeit?
  • Kann die Landwirtschaft vor Ort in die Pflege eingebunden werden?
  • Gibt es bereits Pflegepläne, z.B. in Naturschutzgebieten?
  • Wer kann fachliche Hilfestellung leisten?
  • Wie kann die Planerstellung finanziert werden? Welche Fördermöglichkeiten bestehen?
  • Welche überprüfbaren Ziele können festgelegt werden?

Erstellungsphase

  • Wie ist die derzeitige Pflegepraxis?
  • Wie sind die personellen und maschinellen Ressourcen?
  • Was kostet derzeit die Pflege?
  • Wie sieht es mit der Entsorgung anfallenden Mähguts aus? Gibt es Möglichkeiten einer Verwertung oder können sie geschaffen werden?
  • Kartierung der Wegränder (Breite, Typ, dominierende Arten, überackerte Raine)
  • Was sind die angestrebten Ziele?
  • Pflegeplan entwerfen mit Angaben zu Art und Zeitpunkt der Pflege- und Entwicklungszielen
  • Pflegeplan mit allen Beteiligten abstimmen

Umsetzungsphase

  • Zuständige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Wegrandpflege beraten
  • Pflegeplan in der Praxis erproben
  • Dauerhafte Sicherung der Wegränder (z. B. durch grundbuchliche Sicherung)

Kontrollphase

  • Was hat besonders gut funktioniert?
  • Welche Probleme hat es gegeben (finanziell, technisch, naturschutzfachlich)?
  • Wo muss der Pflegeplan gegebenenfalls angepasst werden?
  • Angestrebte Ziele überprüfen

Flexibel bleiben:

Ein ökologisches Pflegekonzept für Wegränder ist nicht statisch. Struktur und Zusammensetzung der Säume ändern sich mit der Pflege. Regelmäßige Anpassungen des Pflegekonzepts sind deshalb sinnvoll.